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Der Ort Hirschbach ist eine vorgeschobende Bastion im Nordwesten des neugeschaffenen Landkreises Amberg-Sulzbach in der Oberpfalz, unmittelbar an der mittelfränkischen Grenze. Die 1330 Seelen zählende Gemeinde hat eine gemischte Struktur, in der vor allem in Hirschbach selbst die Landwirtschaft nur noch von wenigen größeren Landwirten betrieben wird. Die Arbeiter pendeln meist ins Mittelfränkische aus. Gutgehende Handwerksbetriebe bilden die “Industrie”. Immer mehr zu einer Haupteinnahmequelle wird der Fremdenverkehr. Verkehrsmäßig ist Hirschbach durch den Ausbau der Hirschbachtalstraße gut erschlossen. Auch sonst kann sich die Gemeinde mit ihren Leistungen in allen kommunalen Bereichen sehen lassen.
Betätigt man sich als Chonist, so ist die Geschichte Hirschbachs nahezu faszinierend. Gegründet soll Hirschbach von Karl dem Großen geworden sein, als er in der hiesigen Gegend nach seinem Sieg über die Sachsen auf Hirschjagd ging. Das wäre in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts gewesen. Heimatforscher Fritz Metz, Sulzbach-Rosenberg, schließt diese Möglichkeit nicht aus. Ortsnamenendungen mit “ach” und “bach” können durchaus bis in diese Zeit zurückreichen. Bis 1188 gehörte Hirschbach zur Grafschaft Sulzbach. Bis 1505 waren die bayerischen Wittelsbacher die Landesherren. Durch den Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505 wurden die pfälzischen Wittelsbacher, die zunächst von Neuburg und dann von Sulzbach aus regierten, die Landesherrn. Wie Hirschbach zuerst zur Grafschaft Sulzbach gehörte, so gehörte es dann zum Herzogtum, zum Landrichteramt, zum Bezirksamt und schließlich zum Landkreis Sulzbach. Nur die Nürnberger haben sich im 16. Jahrhundert Rechte auf Hirschbach angemaßt. Dabei kam es schließlich zu einer recht eigenartigen “Gebietsreform”. Aufgrund eines Vertrags aus dem Jahre 1529 wurde festgelegt, daß über alles was rechts des Hirschbachs lag die Nürnberger, und über den linken Uferteil die Sulzbacher verfügen durften. Es waren vor allem wirtschaftliche Gründe, warum sich auch die Nürnberger so für Hirschbach interessierten, und immer wieder versuchten, auch im Landrichteramt Sulzbach zum Zuge zu kommen. Da gab es nämlich in Hirschbach gutflorierende Eisenhämmer, bedeutende Industrieanlagen, aus denen Geld herauszuholen war. Die beiden Hämmer in Unter- und Oberhischbach sind Anfang des 14. Jahrhunderts gegründet worden.
Sie nahmen damals in unserem Gebiet einen Rang ein, wie ihn z. B. heute das Ruhrgebiet inne hat. Zu den Eisenhämmern kam später ein Kupferhammer. Dabei wurde nicht nur Kupfer zu Gebrauchsgegenständen verarbeitet, sondern man versuchte aus Kupfer Silber herauszuholen. Da aber der Kupferhammer noch mehr Holz als die Eisenhämmer verbrauchte, kam es bald zu jahrelangen Rechtsstreitigkeiten. Schließlich erreichte Hans Ebner von Eschenbach, daß ihm Kaiser Karl V. ein Holzmonopol verlieh. Die Folge war eine weitere Verwüstung des Waldes im Sulzbach/Hersbrucker Land. Die Hammerwerke wurden schließlich von ebenfalls gutgehenden Papierindustrie abgelöst, die sich bis zum Jahre 1878 hielt. In diesem Jahr wurde aus der Papiermühle eine Mahlmühle. Die im 1966 gründlich renovierte Hirschbacher Kapelle ist im Jahre 1460 eingeweiht worden. Der damaligeHammerwerks- und Schloßbesitzer Jakob Sauerzapf brauchte für die Errichtung einer Schoßkapelle eigens die Genehmigung von Papst Pius II. Was die Besitzer anlangt, so haben Schloß und Kirche eine ebenso wechselvolle Geschichte. 1499 gehörten Schloß und Hammerwerk dem Sebald Beringersdorf, vom dem Hirschbach an Jobst Haller aus Nürnberg, Burgherrn auf Hauseck, überging. Am 28. Nov. 1499 wurde Hirschbach von dem Ritter Christoph von Giech überfallen und angezündet. 1624 kam Hirschbach in den Besitz des Nürnberger Patriziers Leonhard Adam Waldstromer von Reichelsdorf. Dann tauchte als Schloßherr der Nürnberger Losungsamtmann Johann Friedrich von Wimpfen auf, der sein Leben am 13. Dezember 1668 im Kerker des Wasserturms zu Nürnberg beschloß, weil er amtlichen Gelder unterschlagen hatte. Seine Leiche wurde später nach Hirschbach überführt und neben der Kirche beigesetzt. Als spätere Hammerwerks- und Schloßbesitzer werden genannt: die Herren Ebner von Eschenbach, die von Gugel, dann wieder die von Ebner, die Hirschbach 1816 an den Nürnberger Kaufmann Benedikt von Schwarz auf Artelshofen verkauften.
Die Chronik berichtet weiter, daß am 8. März 1614 die Baders-Tochter Eliesabeth Bickel im Alter von 18 Jahren in Nürnberg durch das Schwert hingerichtet worden ist. Sie hatte versucht, ihren Vater zu vergiften, indem sie ihm Mückenpulver unter das Sauerkraut gemischt hatte. Sie hatte die Strafe ihres Vaters gefürchtet, nachdem sie diesem einiges Geld entwendet und ihrem Geliebten, einen Papiergesellen zugesteckt hatte. Der Tod durch das Schwert galt als besondere Gnade. Es heißt, Eliesabeth sei bei ihrem letzten Gang sehr standhaft gewesen. Als der Scharfrichter die Haube über den Kopf ziehen wollte, sagte sie: “Meister Franz, richte mich redlich, ich will euch auch redlich halten”.
Im Frühjahr 1627 stand das Hirschbachtal unter der Schreckensherrschaft kaiserlicher Kriegsvölker, die der Markgraf Hans Georg von Brandenburg für den Freiherrn Wallenstein warb. Hauptmann Kleinsdraitl hatte in Hirschbach sein Quartier aufgeschlagen und verübte von hier aus mit seinen Truppen vielerlei Feindseligkeiten im Umland. Das Städtchen Velden wollte er zwingen, Einquartierung aufzunehmen, was im Pfleger Waldstromer verweigerte. Um einen entsprechenden Zwang ausüben zu können, ließ er über 600 Schafe rauben und nach Hirschbach treiben. Alle Beschwerden dagegen halfen nichts. Doch die Schäfersleute waren listig genug, ihre Tiere im Schutz der Nacht nach Hersbruck zu treiben, von wo aus sie ihren Besitzern wieder zurückgeben werden konnten. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Hirschbach wiederholt schwer bedrängt. Noch im November 1635, als Nünberg bereits Frieden mit dem Kaiser geschlossen hatte, wurde es von durchziehenden Polen angezündet. Die Zeugen der Vergangenheit konnten trotzdem nicht ausgelöscht werden. So ist besonders im Ortsteil “Hammer”, der früheren Schloßbefestigung, die alte Zeit noch sichtbar allgegenwärtig.
Georg Taubmann |
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